Vergoldetes Schamhaar - weitere Installationsansichten bitte hier abbiegen. Bildrechte: Möcking und Nehring 2018 |
Ausgeschrieben war zum 50jährigen Jahrestag von 68 der Mythos in seiner historischen Midlife Crisis - und beworben haben sich bundesweit Künstlerinnen und Künstler von Berlin über Beckum, Braunschweig, Osnabrück und Münster - sogar ehemalige Kieler sowie Neudüsseldorfer - kurzum viele frisch examinierte oder studierende und neuniedergelassene Berufsanfänger der Bildenden Künste.
Auf der Suche also nach der Revolution wurden Evelyn Möcking und Daniel Nehring in München fündig, als Sie nach einem vielstundenlangen Gespräch das Idol der sexuellen Befreiung Rainer Langhans - Mitbegründer der der Kommune 1 - davon überzeugen konnten, ihnen ein einzelnes Schamhaar für die künstlerische Forschung zu übergeben.
Der KunstVerein Ahlen sowie seine Jury bestehend aus Candia Neumann vom NoCube, Dirk Bogdanski vom Literaturmuseum Haus Nottbeck sowie Ruppe Koselleck, Konzeptkünstler und künstlerischer Leiter des Kunstvereins, kamen nach langer Beratung überstimmig zum Entschluß die profanierende Suche nach einem aufgeladenen Mythos mit dem ausgeschriebenen Preisgeld von
NEUNZEHNHUNDERTACHTUNDSECHSZIG EUROs auszuzeichnen.
Die zweiteilige Arbeit reflektiert auf eine ebenso komplexe wie unkonventionelle Weise einen Mythos von 68 - den der sexuellen Befreiung.
Installationsansicht in Ahlen - weitere Installationsansichten bitte hier abbiegen. Bildrechte: Möcking und Nehring 2018 |
Die Skulptur (Teil eins der Arbeit), dessen Zentrum ein mit Gold bedampftes Schamhaar der 68er Ikone Rainer Langhans bildet sowie eine Videoprojektion
(Teil zwei der Arbeit), die das Verfahren der Rasterelektronenmikroskopie (REM) nutzt.
Das Künstlerpaar beschreibt dazu wie folgt: "Beide Teile der Arbeit entspringen aus dem Verfahren der Rasterlektronenmikroskopie. So ist die Goldbedampfung Voraussetzung für die REM-Untersuchung des Objekts; die verschiedenen Einstellungsmodi sind Grundlage für die Auswahl des Bildausschnitts. Durch die Goldeinfassung und auratische Aufladung des Objekts erinnert der Prozess an Konservierung oder Transformation, vor allem aber an Sakralisierung, liegt doch am Ende – einer Reliquie gleich – ein ca. 3cm durchmessenes Artefakt vor.
Die Videoprojektion bildet hierzu einen Gegenpol: In nüchterner Manier wird das Schamhaar einer wissenschaftlichen anmutenden Betrachtung unterzogen; das Haar als Objekt erscheint auf den ersten Blick näher. Detaillierter. Gleichzeitig drängt sich das Verfahren selbst in der Vordergrund und abstrahiert den Blick auf das Haar."
Es gelingt den beiden auf eine herausragende Weise den Mythos 68, der mit seinem 50. Geburtstag in die Midlife Crisis kommt, ein ebenso abstruses wie scheinbar rationales Memorial zu setzen, der das Politsakrale eines Schamhaars soweit überdehnt, dass sie ihren eigenen Humor dabei brechen.
Weitere Installationsansichten bitte hier abbiegen. Bildrechte: Möcking und Nehring 2018 |
Der Film ist das Dokument einer technischen und abstrakten Annäherung an ein Schamhaar - er entwickelt dabei hochkomplexe Ästhetiken des Suchvorgangs, welche nur unter dem Elektronenraster sichtbar werden.
Natürlich kann dabei das REM nicht etwas zeigen oder beweisen, was der rationale Verstand als sinnvolle Analyse auffassen könnte. Dennoch entwickelt sich entlang dieser "unsinnvollen" Analyse eine eigene Schönheit, an der alles "echt" ist und dennoch nichts einer wissenschaftlichen Wahrheitsfindung dient.
Vielmehr provozieren die jungen Künstler mit dem Ethos des Wissenschaftlichen eine neue Aura - einen schönen Schein, der aussagefrei einfach pur und nur für sich selbst schön ist. Und sakral!
Wider dem Profanen ersteht dabei eine neuer Raum, der abgedunkelt, fast an eine kleine flimmernde Kapelle einer untergegangenen Revolte erinnert.
Wider dem Profanen ersteht dabei eine neuer Raum, der abgedunkelt, fast an eine kleine flimmernde Kapelle einer untergegangenen Revolte erinnert.
Wir gratulieren Möcking und Nehring für ihren wohlverdienten Preis und laden alle interessierten sehr herzlich ein, die Wettbewerbsausstellung im KunstVerein Ahlen zu besuchen.
Noch bis zum 10. Juni 2018 sind dort noch weitere sehr sehenswerte Arbeiten von den nachfolgenden Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, die wir im Verlauf der nächsten Wochen fallweise noch auf unserem Facebook-Account mit Text und Bild vorstellen werden.
How dare they try to end this beauty? from Julia Kiehlmann on Vimeo.
Videoarbeit: Felix Deufel // Julia Kiehlmann. How dare they try to end this beauty?
Anita Bruder | Anna Budina | Lisa Buskühl | Felix Deufel | Malte Frey | Kathrin Heyer | Amelie Hirsch | Julia Kiehlmann | Valentino Magnolo | Evelyn Möcking | Daniel Nehring | Aaron Rahe | Julian Reiser | Jasmin Richter | Lioba Schmidt | Marcel Schröder | Jona Sliwka
Anita Bruder | Anna Budina | Lisa Buskühl | Felix Deufel | Malte Frey | Kathrin Heyer | Amelie Hirsch | Julia Kiehlmann | Valentino Magnolo | Evelyn Möcking | Daniel Nehring | Aaron Rahe | Julian Reiser | Jasmin Richter | Lioba Schmidt | Marcel Schröder | Jona Sliwka
Film | Miguel Ferráez & Clara Winter | Nicola Gördes & Stella Rossié | Thurid Manleitner |
Wir freuen uns auf Ihr Kommen und weisen besonders auf den 13. Mai 2018 hin, wenn um 16:30 Uhr Ost Ecke Weststraße in Ahlen die Performance:
stattfinden wird.
Danach wird Amelie Hirsch im Kunstverein in ihrer Performativen Installation SCHAUMSCHLÄGER_IN tätig sein. Viele Gründe mehr nach Ahlen zu kommen.
Glück auf und herzliche Grüße
von Ruppe Koselleck und Gerd Buller
für den KUNSTVEREIN AHLEN
Die Ausstellung wurde gefördert durch die Sparkasse Münsterland Ost - das bevorstehende Performanceprogramm findet im Rahmen von Stadtbesetzung 2018 - Leerstand statt. Hier bedanken wir uns besonders beim Kultursekretariat Gütersloh für die Förderung der Aktionen im öR.
von Ruppe Koselleck und Gerd Buller
für den KUNSTVEREIN AHLEN
Die Ausstellung wurde gefördert durch die Sparkasse Münsterland Ost - das bevorstehende Performanceprogramm findet im Rahmen von Stadtbesetzung 2018 - Leerstand statt. Hier bedanken wir uns besonders beim Kultursekretariat Gütersloh für die Förderung der Aktionen im öR.
Die "auratische Aufladung" des "Objekts" ist es wohl, was die auch allgemeine Befreiung immer noch verunmöglicht. Tolle Kunst! Danke.
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